Stimme + Persönlichkeit = Eigenton
Stimme und Persönlichkeit sind eng miteinander verbunden. Das zeigt schon ein Blick auf die Herkunft des Wortes. Antike Schauspieler haben in großen Arenen mit ihrer Stimme – so ganz ohne Mikro und elektronische Verstärkung – tausende Menschen erreicht. Wie haben sie das geschafft? Die Antwort liegt auf der Hand: Sie haben spezielle Masken benutzt, ähnlich einem Trichter, der den Schall bündelt und effektiv nach vorn abstrahlt. Dieser Trick erlaubte den Schauspielern, die zu spielende Figur, den zu spielenden Charakter, durch die Maske nach außen zu tönen. Und dieses „Hindurch-Tönen“ heißt auf Lateinisch – personare.
Wenn wir heute also von „Person“ oder „Persönlichkeit“ sprechen, meinen wir auch immer dieses „hindurch-tönen“ oder „durch-klingen“. Selbst in deutschen Redewendungen wird offensichtlich, wie eng Stimme mit Persönlichkeit zusammenhängt: Souveräne Menschen wirken stimmig. Menschen, denen gerade eine Laus über die Leber gelaufen ist, sind vermutlich ein wenig ver-stimmt. Menschen, die wissen, was sie wollen, sind in ihrem Auftreten be-stimmt.
Unsere Persönlichkeit spiegelt sich also in der Stimme; die Stimme wiederum zeigt viel von unserer Persönlichkeit. Wenn Sie das erkannt haben, dann wissen Sie auch: es lohnt sich, in Ihre eigene Stimme zu investieren. Denn wenn Sie in Ihre Stimme investieren, investieren Sie in sich selbst. Stimmtrainer können Ihnen dabei helfen, in Kontakt mit sich und Ihrer Stimme zu kommen.
Eine Übung können Sie bereits jetzt ausprobieren: Nehmen Sie sich eine Viertelstunde Zeit, nur für sich, ganz allein. Schließen Sie die Tür, stellen Sie sich in die Mitte des Raums und beginnen Sie einfach genüsslich zu summen, in angenehmer Tonlage. Wichtig: Es geht bei dieser Übung nicht um Leistung, sondern um Wahrnehmung. Denken Sie einfach an Ihr Lieblingsessen, so dass Ihnen das Wasser im Munde zusammenläuft. Genießen Sie das Summen, so, als ob die Stimme von allein kommt, in bequemer Lautstärke. Machen Sie nun zusätzlich zum Summen Kaubewegungen. Die Kaubewegungen dürfen dabei groß und ausladend sein. Zusätzlich können Sie Ihr Gesicht leicht massieren. Wenn Sie das etwa eine Minute gemacht haben, fragen Sie sich: Wie klingt Ihre Stimme jetzt? Sicherlich etwas tiefer als sonst, oder? Nun legen Sie Ihre Hände auf Ihre Brust und spüren Sie, was sie spüren. Sicherlich nehmen Sie Vibrationen im Brustkorb wahr? Genau das ist der legendäre „Brustton der Überzeugung“. Viele Sprechtrainer sagen dazu auch „Eigenton“. In diesem Eigentonbereich fühlt sich die Stimme am wohlsten. Verlieben Sie sich einfach weiter in diese Vibrationen in Ihrem Brustkorb und verstärken Sie sie. Und staunen Sie, wie leicht Ihnen das fällt…
Je öfter Sie diese Übung wiederholen, umso leichter werden Sie den Eigenton auch in den Alltag integrieren können. Ich bin mir sicher, dass Sie den Eigenton bereits jetzt häufig anschlagen. Und zwar immer dann, wenn Sie beim Telefonieren einem Freund am anderen Ende der Leitung signalisieren: „Ich verstehe Dich“ oder „Ich bin noch dran“. Wie die meisten Menschen brummen Sie höchstwahrscheinlich einfach kurz „mmh“. Dieses unaufwändige, entspannte „mmh“ sprechen Sie höchstwahrscheinlich in Ihrem Eigenton. Also genießen Sie dieses „mmh“ und zelebrieren Sie es. So haben Sie die Chance, die tiefen, kräftigen Anteile Ihrer Stimme zu wecken. Viel Erfolg!
Kommentare
Kommentar von Renate Blaes |
Danke. Ich werde das ab morgen jeden Tag machen.
Liebe Grüße
Renate
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